Kapitel 3.2.5 - Sympathische und parasympathische Viszeroefferenz
Die vegetative efferente Innervation der peripheren Viszera inklusive der viszeralen Organe wird sowohl vom Sympathikus als auch vom Parasympathikus versorgt. Parasympathische Nervenfasern assozieren sich mit den Hirnnerven III Nervus oculomotorius, VII Nervus facialis, IX Nervus glossopharingeus und X Nervus vagus. Versorgen die ersten drei kraniale Nerven Effektororgane im Kopf- und Halsbereich, innerviert der N. vagus (lat. vagari: umherschweifend) zusätzlich die supramesenterischen Organe, d.h. die Organe, welche kranial zur Linie durch den Umbilicus und den Cannon-Böhm-Punkt liegen. Der sakrale Teil des Parasympathikus entspringt den Ganglien in Höhe der Segmente S2 bis S4 und versorgt die inframesenterischen Organe sowie die Arterien der Schwellkörpergewebe im Bereich des Perineums (vgl. Drake et al. 2007: 85). In der Wand der gastrointestinalen Organe formen die präganglionären Fasern direkte Synapsen mit den Neuronen des enterischen intrinsische Nervensystems (vgl. Kapitel 3.6).
In Tabelle 3.4 werden die segmentalen Einteilungen gemäss verschiedenen Autoren aufgelistet. Nicht alle ordnen die sympathische Organinnervation den gleichen Rückenmarkniveaus zu und in vielen Fällen wurden die Quellen nicht klar zitiert. Nur Hansen und Schliack geben an, dass sie einige Resultate bekamen durch Anästhesierung des Ramus Ventralis des Spinalnervs (vgl. Hansen/Schliack 1962: 28). Diese Resultate sind in Tabelle 3.4 durch das Symbol * gekennzeichnet. Somit ist der wissenschaftliche Beleg der Richtigkeit der publizierten Angaben zur Viszeroefferenzen nicht gegeben und die Resultate in Tabelle 3.4 sind dementsprechend mit Vorbehalt zu betrachten. Weiter ist anzumerken, dass Autoren von physiologischen Lehrbücher wie Schmidt und Mitarbeitenden (Physiologie des Menschen 2000), Silbernagel und Despopoulos (Taschenatlas der Physiologie 2007) oder anatomischen Standardwerken wie Gray’s Anatomie (Drake et al. 2007) oder Sobotta (Putz/Pabst et al. 2006) keine eindeutigen Angaben betreffend den Rückenmarkniveaus der viszeralen Innervation machen. Lippert gibt eine globale Einteilung der autonomen Innervation der Bauchorgane, welche wir als Tabelle 3.5 wiedergeben (vgl. Lippert 2003:101). In den Prometheus Anatomiebänden werden nur die genauen autonomen Versorgungsniveaus der Genitalorgane angegeben (vgl. Schünke et al. 2005: ff., Schünke et al. 2006: ff.). Die Innervation der viszeralen Organe wird über die Ganglien und den Plexus beschrieben. Auch Autoren von Embryologielehrbüchern wie Moore und Mitarbeiter sowie Autoren klinischer Referenzwerke wie zum Beispiel Gastroenterologie des Autorenteams um Professor Riemann geben, ausser der Information, dass das betreffende Organ sympathisch innerviert wird, keinerlei nähere Angaben über die genauen Niveaus der Viszeroefferenz (vgl. Moore et al. 2007, Riemann et al. 2007). Wancura-Kampic listet in Segment-Anatomie: Der Schüssel zu Akupunktur, Neuraltherapie und Manualtherapie. die Organe und deren segmentale nervöse Innervation. Die Belege stammen aus „aller erreichbaren Literatur jener europäischen Anatomen und Neurologen, die zwischen 1850 und 1960 die Segment-Anatomie begründet haben.“ (Wancura-Kampik 2010: Vorwort).
Tabelle 3.4: Rückenmarksegment der sympathischen Innervation (In Anlehnung an Ward et al. 2002: 111, Chila et al. 2011: 154, Richter/Hebgen 2007:34, Schünke et al. 2005: ff. und 2006;ff., Muntinga 2002: /Viszerotome, online; van Cranenburgh 1989: 42, Hansen/Schliack 1962: 28)
Tabelle 3.4 siehe Download
Tabelle 3.5: Globale Einteilung der neurovegetativen Versorgung der viszeralen Organe (in Anlehnung an Lippert 2003: 101).
Organ |
Afferenter Zugang |
Segment |
Herz |
Nn. Splancini thoracici |
Th1 – Th9 |
Supramesenterische Organe (werden über den Truncus coeliacus arteriell versorgt) |
Nn. splancini majores |
Th5 – Th9 |
Mitteldarm (Organe des Versorgungsgebiets der A. mesenterica superior) |
Nn. splancini minores |
Th9 – Th 11 |
Nieren und proximale Ureter |
Nn. splancini minimi |
Th 12 |
Hinterdarm (Organe des Versorgungsgebiets der A. mesenterica inferior) |
Nn. splancini lumbales |
L1 – L2 |