Kapitel 5.3.3 - Psychosoziales Modell

Neben traditionell schulmedizinischen Grundlagen wie Anatomie, Physiologie und Biochemie spielen bei der Behandlung von Patientinnen / Patienten psychosoziale Faktoren eine wichtige Rolle. Dies kommt auch in der Osteopathie zum Tragen. Soziale und kulturelle Einflüsse können für den Verlauf einer Krankheit entscheidend sein. Die Patientin / der Patient will sich von der Osteopathin / vom Osteopathen verstanden wissen. Dies erfordert ein sensibles Vorgehen bei der Befragung der Patientin / des Patienten. Die Hausärztin / der Hausarzt sowie die Fachärztin / der Facharzt konzentrieren sich bei ihrer Diagnosestellung im psychosozialen Bereich vornehmlich auf mehr oder weniger klar definierte Krankheitsbilder wie Depression, Angstzustände oder Essstörungen. Oft fehlt der Hausärztin / dem Hausarzt die Zeit, sich mit den psychosozialen Hintergründen einer Krankheit zu befassen. Im Gegensatz dazu nimmt sich die Osteopathin / der Osteopath für die Anamnese Zeit, um allfällige krankheitsunterstützende Faktoren zu erkennen. Wenn persönliche Aspekte, welche die Symptome oder den Krankheitszustand beeinflussen, übersehen werden, kann dies zu weiteren Beschwerden führen. Diese können mehrere Systeme wie z.B. Erschöpfung oder chronische Schmerzen betreffen. Hierbei handelt es sich in vielen Fällen um Symptome oder Beschwerden, welche nicht mit dem Krankheitsbild kompatibel sind. Umgekehrt können körperliche Beschwerden, im speziellen chronische Beschwerden, zu psychischen und sozialen Störungen im Umfeld des Patienten führen. Die Osteopathin / der Osteopath muss also das primäre Problem erkennen können. Oft ist die Osteopathin / der Osteopath eine von mehreren Stationen im Gesundheitswesen, die auf der Suche nach der Lösung des Problems aufgesucht werden. Hier kommt die ganzheitliche Sichtweise des osteopathischen Denkens zum Tragen. Die meisten der oben beschriebenen, durch psychosoziale Probleme verursachten Beschwerden zeigen sich als resistent gegenüber einer schulmedizinischen Behandlung. Die Osteopathin / der Osteopath kann der Patientin / dem Patienten helfen, die natürliche Wechselwirkung zwischen Körper, Geist und Seele zu verstehen und so eine Bewältigungsstrategie zu erarbeiten. Wird die Verbindung zwischen Körper und Geist ausser Acht gelassen, ist eine erfolgreiche Behandlung erschwert und es bietet sich Raum für weitere Beschwerden.

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